Achtung Streckenänderung: Stadtführung “Berlin unter Strom” startet am 29.09.2019 am Neptunbrunnen

Aktive des Berliner Energietisches auf der Demo zum Klimastreik am 20.09.2019 in Berlin
Aktive des Berliner Energietisches auf der Demo zum Klimastreik am 20.09.2019 in Berlin

Wegen des Berlin-Marathons am Sonntag, den 29. September 2019 bietet der Berliner Energietisch die energiepolitische Stadtführung “Berlin unter Strom” mit geänderter Strecke an. Neuer Treffpunkt ist der Neptunbrunnen. Auf der ca. zweistündigen Tour machen Aktive des Berliner Energietisches die Berliner Energieversorgung erlebbar – fossil und erneuerbar, historisch und aktuell - und erklären, was die Stadt Berlin jetzt in Hinblick auf die Klima- und Energiepolitik tun muss. Die Tour führt über mehrere Stationen und endet am Yaam-Club an der Schillingbrücke (Nähe Ost-Bahnhof).

Stationen und Themen:

Am Roten Rathaus: Ein Volksbegehren elektrisiert den Berliner Senat

Bei der Abstimmung zum Volksentscheid "Neue Energie für Berlin" im Jahre 2013 hat sich mit 83% eine überwältigende Mehrheit der abgegebenen Stimmen für die Rekommunalisierung der Stromnetze und die Gründung eines Ökostadtwerks entschieden. Leider jedoch ist der Volksentscheid an der vorgegebenen Mindestanzahl von 25% Ja-Stimmen unter allen in Berlin lebenden Wahlberechtigten ganz knapp gescheitert. Dennoch hat der öffentliche Druck von 600.000 Stimmen dazu geführt, dass der Berliner Senat zum Teil auf die Forderungen eingegangen ist. Mittlerweile gibt es die Berliner Stadtwerke in kommunaler Hand und die von der Stadt Berlin gegründete Gesellschaft Berlin Energie hat den Zuschlag für die Stromkonzession erhalten. Für den Berliner Energietisch ist das ein Teilerfolg. Es bleibt aber noch eine Menge zu tun. Denn noch ist Vattenfall mit den meisten StromkundInnen in der Hauptstadt der "Grundversorger". Zudem blockiert der schwedische Großkonzern mit einem gerichtlichen Eilverfahren die Übergabe der Netze an Berlin Energie und darf bis zum Gerichtsentscheid das Netz weiter betreiben.

Der Mühlendamm im Mittelalter: Wasserkraft für's täglich Brot

Berlin ist dicht am Wasser gebaut: Durch die strategisch günstige Lage an der Spree ist Berlin im Mittelalter zu Reichtum gekommen. Denn mit dem Mühlendamm haben die beiden Handelssiedlungen Berlin und Cölln das Wasser aufgestaut und die erneuerbare Energiequelle Wasser zum Antrieb der Mühlen genutzt. Gleichzeitig mussten passierende Schiffe wegen des unterschiedlichen Wasserpegels in Berlin umladen und ihre Waren auf den städtischen Märkten anbieten. Die "Erneuerbaren" förderten den Handel und waren so Wirtschaftsmotor der Stadt.   

Klima und Kohle: Warum die Spree im Sommer rückwärts fließt

Mit Wasserkraft ließe sich heute in Berlin kaum noch Energie gewinnen. Denn die Spree hat eine außergewöhnlich niedrige Fließgeschwindigkeit. In manchen Monaten sagt man ihr nach, sich sogar rückwärts zu bewegen. Das liegt vor allem daran, dass sie in den vergangenen Jahrhunderten  schiffbar gemacht, aufgestaut und für die Aufnahme des Grundwassers aus den Braunkohletagebauen in der Lausitz verbreitert worden ist. Da aber viele der Tagebaue mittlerweile ausgekohlt sind und wiederbefüllt werden, kommt in Berlin nicht mehr so viel Wasser an. Dafür steht aber eine neue Herausforderung bevor: Das Wasser, welches noch in Richtung Berlin fließt, bringt das aus den Tagebauen ausgeschwemmte Sulfat und Eisenocker mit sich. Das kann in Zukunft Konsequenzen für die Trinkwasserqualität der Hauptstadt haben.

 

Doch nicht nur deshalb muss die Region Berlin-Brandenburg jetzt aus der Kohle aussteigen. Denn der Klimawandel ist eine globale Krise und ausgerechnet in Brandenburg steht mit dem Kraftwerk Jänschwalde einer der größten CO2-Emittenten in Europa überhaupt. Und in Berlin gibt es mit "Reuter",  "Reuter-West" und dem Heizkraftwerk in Moabit noch drei Steinkohlekraftwerke, die dringend stillgelegt werden müssen. Die jüngst vom Berliner Senat und Vattenfall vorgelegte Machbarkeitsstudie für einen "Kohleausstieg 2030" geht da nicht weit genug.  

Die Berliner Wasserwerke und das Stadtwerk: Warum Wasser und Strom in öffentliche Hand gehören

Um die Schuldenlast des öffentlichen Haushalts nach der Wiedervereinigung zu mildern, bediente sich der Berliner Senat ab den 90'er Jahren eines einfachen Mittels: Dem Verkauf des Tafelsilbers. Der ökonomischen Schulmeinung - Privat geht vor Staat - folgend verkaufte die Stadt Berlin wesentliche Teile der kommunalen Infrastruktur an große Konzerne. So ging die Gasag an E.ON, Vattenfall und Gas de France, die Berliner Wasserbetriebe an RWE und Veolia und die ehemals städtische Bewag in mehreren Schritten zu 100% an Vattenfall. 

 

Schnell zeigten sich die Schattenseiten dieser Privatisierungspolitik: Denn bei dem Verkauf der Wasserwerke ließen sich die neuen Anteilseigner Garantierenditen in die geheimen und damit der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Verträge schreiben. Erst der erfolgreiche Volksentscheid "unser Wasser" zur Offenlegung dieser Verträge leitete den Prozess des Rückkaufs der Wasserbetriebe ein. Auch die für die Energiewende strategisch wichtigen Stromnetze sind bereits an den kommunalen Betreiber Berlin Energie vergeben worden. Noch blockiert aber Vattenfall die Übergabe durch einen Gerichtsprozess. Das die Energienetze - Strom, Gas und Fernwärme - wieder in öffentliche Hand kommen, ist wichtig. Denn dadurch bleiben die Erträge in der Stadt und es kann eine koordinierte Energiepolitik aus einem Guss betrieben werden.    

Wohnen und Verkehr: Was sich in der Hauptstadt für’s Klima ändern muss

Derzeit bestimmt vor allem das Elektroauto die Debatte um die Verkehrswende in den Städten. Dass es auch anders geht, als nur die eine Technologie durch eine andere auszutauschen, das zeigen viele Initiativen aus der Zivilgesellschaft. Will man den Ausstoß von Klimagasen wirklich und wirksam reduzieren, dann geht das nur über den Umstieg auf den ÖPNV und eine Bevorzugung des Fahrrad- und Fußgänger-Verkehrs. Auch hier hat ein Fahrrad-Volksbegehren für Tempo gesorgt und mit dem Vorschlag einer 365-Euro-Jahreskarte geht die Debatte in Richtung kostenlosen Nahverkehr. Aber auch hier sind die Wege noch weit und für eine weitgehend autofreie Stadt muss noch viel getan und gestritten werden. 

 

Eine warmmietenneutrale energetische Gebäudesanierung ist das übergeordnete Ziel der Wohnungspolitik. Denn knapp die Hälfte des CO2-Ausstoßes der Hauptstadt geht auf das Heizen von Gebäuden zurück. Hier besteht ein gewaltiger Handlungsbedarf. Doch in kaum einem Fall entsprechen die eingesparten Heizkosten dem Aufschlag, mit dem die Sanierungskosten auf die Miete draufgeschlagen werden. Saftige Mieterhöhungen und Verdrängung der Mieter sind oft die Folge, während sich der Wert der Immobilie zu Gunsten der Eigentümer erhöht. Wie also notwendige Sanierung sozialverträglich und bei angestrebtem Mietendeckel erfolgen kann, das ist eine der spannendsten Frage der aktuellen Klimapolitik.   

Das Gaskraftwerk an der Jannowitzbrücke: Woher kommt die Energie der Zukunft?

Knapp 4 Millionen Menschen im Raum Berlin benötigen zum Leben Energie. Ein zum Glück immer geringer werdender Anteil von Atom-Strom im deutschen Strom-Mix und ein notwendiger schneller Kohle-Ausstieg stellt den Kraftwerkspark in Berlin vor große Herausforderungen. Doch noch immer liegt Berlin im Bundesländervergleich auf einem der letzten Plätze, was den Ausbau der erneuerbaren Energien anbetrifft. Wo liegen die Potentiale? Wie kommt mehr Sonne auf die Dächer Berlins und welche Akteure sorgen für eine zukünftige Versorgung nach den Kriterien ökologisch. demokratisch und sozial?

Umstrittene Freiräume und Zukunftsträume an der Mediaspree

Nach Mauerfall und Wiedervereinigung sind auf den Industriebrachen entlang der Spree schnell kreative Freiräume einstanden. Doch ebenso schnell wurden Investorenträume zur "Entwicklung" des städtischen Raumes an der begehrten Wasserlage im Zentrum der Stadt laut. Diese führten mit einiger Verspätung zum Investorenprojekt "Mediaspree". Bei der spannungsreichen Auseinandersetzung zwischen Subkultur, Kreativ- und Club-Szene und dem mittlerweile in Beton gegossenen Ausverkauf des öffentlichen Raumes auf dem ehemaligen Todesstreifen geht es um mehr, als die Uferrandbebauung und dem freien Uferzugang für alle.  

Warum?

Der Energietisch will Mut machen: Viele BerlinerInnen streiten für eine bessere Energieversorgung: demokratisch, ökologisch, sozial. Der Energietisch will zeigen: Immer mehr Menschen kämpfen für die Energiewende und den Kohleausstieg.

Anmeldung:

Die Energietour findet ca. einmal im Monat sonntags statt. Nächster Termin für die Energietour ist:

 

Sonntag, 29. September 2019 um 14 Uhr.

Treffpunkt: Neptunbrunnen, Park am Fernsehturm, Berlin-Mitte (Nähe Alexanderplatz)

 

Die Tour dauert etwa 2 bis 2,5 Stunden und endet an der Schillingbrücke (Nähe Ostbahnhof). Die Teilnahme ist kostenlos, der Energietisch freut sich aber über eine Spende für die energiepolitische Arbeit und empfiehlt einen Richtwert von 7 Euro. Wegen des Berlin-Marathons kann es zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen. Bitte rechtzeitig über Fahrplanänderungen des ÖPNV informieren. Bitte meldet Euch bis zum Freitag, den 27. September 2019 an, damit die Aktiven planen können.

 

Anmeldung unter:

tour@berliner-energietisch.net

Tel.: 0176 21758355

 

Weitere Infos: www.berliner-energietisch.net

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